Trauer im Jahreswechsel

Gedanken und Rituale, die Familien helfen können

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und 2024 steht in den Startlöchern. Eine Zeit, die für viele Menschen mit Hoffnung, Neuanfang und guten Vorsätzen verbunden ist, kann sich für Familien nach dem Verlust eines geliebten Menschen gar nicht nach Neustart anfühlen. Vielleicht ist es der erste Jahreswechsel ohne den Verstorbenen und das neue Jahr birgt mehr Ungewissheiten als Vorfreude. 

 

Wir geben Tipps für einen kreativen Umgang mit Trauer und Verlust in den Wintermonaten:

Dezember

Die Festtage sind in vielen Familien von Ritualen geprägt: man kocht traditionelle Mahlzeiten, singt bestimmte Lieder, verschickt Weihnachtsgrüße. Wenn nun ein lieber Angehöriger gestorben ist, stellen sich viele Fragen, wie es in diesem Jahr sein wird. Viele Trauernde berichten, ihnen sei „die Lust auf Weihnachten vergangen“. Gleichzeitig wollen sie ihren Kindern nach dem Verlust nicht auch noch Weihnachten nehmen. Und so schneiden manche Familien einen Zweig aus dem geschmückten Baum und legen ihn auf dem Friedhof ab. Dies schafft zugleich Verbindung und macht die Lücke, die der Verstorbene hinterlässt, sichtbarer. 

 

Silvester ist traditionell die Zeit, auf das vergangene Jahr zurück zu blicken. Für Trauernde ist das häufig eine schmerzhafte Erfahrung – aber auch eine Gelegenheit, als Familie gemeinsam zu reflektieren: Was lassen wir bewusst im alten Jahr zurück? Was wünschen wir uns fürs neue Jahr? Was kann weg, und was soll anders werden? Und dann wird das eigene Silvester-Feuerwerk gestaltet: Wer es laut mag, der schreibt das, was weg kann, auf einen Böller und sprengt diesen mit einem Knall weg. Wünsche oder auch Grüße an den Verstorbenen werden auf Papier geschrieben und mit Raketen in den Himmel geschickt.

 

Als ruhigere Variante bietet sich eine Feuerschale an: Hier kann "Überflüssiges" verbrannt werden, gute Wünsche können mit getrocknetem Lavendel angezündet und als Duft in den Himmel geschickt werden. Gerade Kindern fallen oft noch ganz andere wunderbare Rituale ein, die sich leicht umsetzen lassen.

Januar

Der Januar zeigt: Bei aller Traurigkeit fängt ein neues Jahr an, das Leben geht – wenn auch anders – weiter. Dieser Erkenntnis kann man sich mit Kindern schrittweise annähern und zum Beispiel mit dem Seifenblasenexperiment über Gefühle und Veränderung reden. Während man gemeinsam zusieht, wie Seifenblasen auf einer ebenen Fläche gefrieren, lässt sich ins Gespräch kommen: Was hat sich bei dir verändert, seit Oma gestorben ist? Was vermisst du am meisten an Opa – und wie können wir diese Eigenschaft mit in das "neue Leben" ohne ihn nehmen? 

 

Oft blühen im Januar auch die ersten Schneeglöckchen und zeugen von der Kraft des Lebens. Manche Familien pflanzen Schneeglöckchen auf das Grab und den eigenen Balkon und die Kinder beobachten fasziniert, wo die Blumen zuerst den Kopf aus dem Schnee stecken. 

Februar

Der Februar steht oft im Zeichen des Karnevals – "darf" man feiern und fröhlich sein, wenn man eigentlich trauert? Schon Kinder haben diese gemischten Gefühle, die sie oft nicht einordnen können. Gekauften oder selbstgebackenen Amerikanern kann man mit Zuckerschrift und Schokolinsen verschiedene Gesichtsausdrücke verleihen und quasi nebenbei über Gefühle reden. Auch Kostüme und dazugehörige Masken bieten einen Gesprächsanlass: Kannst du auf Knopfdruck fröhlich sein? Kann man erkennen, ob jemand wirklich fröhlich ist oder eine Maske über seiner Trauer trägt? Gemeinsam lassen sich ganz einfach Wohlfühlmasken anrühren, zum Beispiel aus jeweils 2 EL Honig, Quark und Öl. Während die Masken einwirken, kann man darüber reden, was einem gut tut, welche Inseln man im Alltag oder seiner Trauer schafft und warum man glaubt, eine Maske über seinen Gefühlen tragen zu müssen ...

 

Von Linda Hüllbrock


Sie haben auch ein Familienmitglied verloren und möchten Kontakt zu den Wolkenschiebern aufnehmen? Oder Sie haben Interesse an unserer Kinder- und Jugendtrauergruppe? Dann freuen wir uns auf ein Gespräch.

 

Wolkenschieber e.V.

Telefon 0176-38864929

kinder@wolkenschieber-ev.de

 

Spendenkonto:
Volksbank Bielefeld-Gütersloh
IBAN: DE75478601251016445500